Pflege-Report: Ausgeprägte Qualitätsunterschiede in Pflegeheimen
22.04.25
Dr. Antje Schwinger ist Leiterin des Forschungsbereiches Pflege beim Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO), das regelmäßig Abrechnungsdaten von Pflegebedürftigen aus Pflegeheimen analysiert. Die Expertin beruft sich auf den aktuellen Pflege-Report aus dem Jahr 2018, der 5.600 Pflegeheime berücksichtigt hat, und kritisiert dort zu viele Dekubitus-Fälle, Antipsychotika-PatientInnen und Krankenhaus-Einweisungen.
Schwinger erklärt, dass die aktuellen Abrechnungsdaten genutzt werden müssten, um ein Instrument für die Qualitätsmessung von Pflegeheimen und deren BewohnerInnen zu etablieren.
Die letzte Analyse der Versorgungskennzahlen hat ergeben, dass einige Versorgungsbereiche in Pflegeheimen auffällig waren:
Der aktuelle Pflege-Report des WIdO zeigt, dass es zu viele Dekubitus-Fälle gibt; mit 8,5 von 100 PatientInnen ist diese Kennzahl deutlich zu hoch, obwohl auch immer die Risikostruktur der Pflegeheim-BewohnerInnen berücksichtigt werden muss.
25 Prozent der Heime haben nur unauffälligere, niedrigere Raten. Um die allgemein hohen Raten zu senken, müssen laut Fachexpertin Maßnahmen ergriffen werden, die zu einer Senkung der Dekubitus-Rate führen. Hier gibt es Standards in der Dekubitus-Prophylaxe.

Mehr Transparenz ist gefordert
41 Prozent aller Demenzkranken in Pflegeheimen haben zudem einmal im Quartal ein Antipsychotikum verabreicht bekommen. Ein dauerhafter Gebrauch dieser Arzneimittel führt laut Aussage von Schwinger zu einem medizinischen Leitlinienverstoß. 25 Prozent aller untersuchten Pflegeheime hatten hier auffällige Werte.
Auch bei den Krankenhaus-Einweisungen sind die Kennzahlen unübersehbar. 20 Prozent aller HeimbewohnerInnen werden innerhalb eines Quartals in ein Krankenhaus eingewiesen, was ein Gesundheitsrisiko birgt. 40 Prozent aller Einweisungen sind laut Report aber vermeidbar.
Die Mitherausgeberin des Pflege-Reports fordert Transparenz in allen Versorgungsbereichen in Pflegeheimen und eine bessere Nutzung der erarbeiteten Kennzahlen, damit eine sektorenübergreifende Qualitätssicherung – wie in Kliniken bereits etabliert – möglich ist.
Der Pflege-TÜV ist ein Instrument, um die Qualität in Pflegeheimen langfristig zu sichern.