Wissenswertes über den Charcot-Fuß
04.09.24
Yvonne Häusler ist Expertin für von Diabetes verursachte Folgeerkrankungen, wie das hochkomplexe Erkrankungsmuster der diabetisch-neuropathischen Osteoarthropathie, auch als Charcot-Fuß bekannt.
Die Vorsitzende des Verbandes der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. erklärt, dass besonders häufig Menschen mit einem Diabetischen Fußsyndrom (DFS) an diesem medizinischen Notfall erkranken. Doch kommen in Praxen auch Menschen ohne Diabetes vom Typ 1 und 2 mit entsprechenden Symptomen, die aber unter Neuropathien mit Sensibilitätsstörungen leiden.
Von 250.000 DFS-PatientInnen leiden etwa vier Prozent unter der relativ seltenen und gefährlichen Erkrankung, die mit Deformationen der Extremitäten, offenen Wunden und Knochenbrüchen des maroden Fußskelettes einhergeht, wenn nicht schnell gehandelt wird.
Wie beugt man den Charcot-Fuß vor
Bei Fehldiagnosen oder verspäteten Therapien drohen im schlimmsten Fall Amputationen, weil Gelenke und Knochen zerstört sind. Brüche zwischen Fußwurzel und Mittelfußknochen sind am häufigsten. Zehengelenke und Sprunggelenke sind aber auch in Mitleidenschaft gezogen.
Die noch wenig erforschten Ursachen sind Polyneuropathien bei schlechter Diabetes-Stoffwechseleinstellung und zu langer Erkrankung. Die Genetik spielt bei Betroffenen mit Charcot-Symptomen aber auch eine Rolle.
Polyneuropathien verhindern eine Schmerzwahrnehmung, sodass Wunden und Verletzungen entstehen, die nicht registriert werden. Überlastung der Gelenke und Zerstörungen können die weiteren Folgen sein, wenn Ermüdungsbrüche und entzündliche Ödeme aufgetreten sind. Die Betroffenen befinden sich irgendwann im Teufelskreis und Stellungskorrekturen sind langwierig.
40 bis 60 Jahre alte Diabetes-PatientInnen sind häufig, auch manchmal, wenn sie einen optimalen Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c) haben. Nervenfunktions-Prüfungen können die ärztliche Diagnostik dann absichern.
Um dem Charcot-Fuß vorzubeugen, sollten bei Menschen mit entsprechenden Symptomen wie Schwellung, Rötung und Wärme im Fuß sowie Unruhe, Kribbeln und ein Gefühl der Instabilität sofort die Alarmglocken klingeln.
Die unteren Extremitäten sollten dann täglich kontrolliert werden. Die Expertin Häusler rät zu bequemem Schuhwerk und zu professioneller Fuß- und Nagelpflege sowie zur regelmäßigen Kontrolle in der Diabetologie. Rauchen und Alkohol sind tabu. Risikofaktoren sind zudem erhöhte Blutdruck und -fettwerte.
Heutzutage gibt es alternative Methoden zur Amputation, deshalb sollten Betroffene spezialisierte Zentren mit einer interdisziplinären Zweitmeinungsfindung aufsuchen.
Röntgen und- MRT-Aufnahmen sowie Knochenszintigrafie gehören zur Diagnostik des Charcot-Fußes, der dann ruhiggestellt werden muss: Gips und Orthesen bedingen die Ausheilung der Erkrankung. Danach können knöchelhohe orthopädische und maßgefertigte Schuhe sowie Einlagen zur Therapie des Charcot-Fußes verordnet werden. Oft ist auch eine Operation sinnvoll.