Anti-Dekubitus-Matratzen mit smarten Sensoren und patentierter Technologie
26.09.24
Ein kooperierendes Team von Forschenden der Schweizer Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, kurz Empa, hat zwei Typen von sensorgesteuerten Matratzen zur Dekubitus-Prophylaxe entwickelt: Eine Neugeborenen-Matratze für die Intensivstation und eine mit haut- und umweltverträglichen Sensoren für bettlägerige ältere Menschen.
Ältere Haut ist empfindlich für Reibungs- und Scherkräfte und benötigt Atmungsaktivität. Frühchen auf der Intensivstation kämpfen mit extrem empfindlicher Haut sowie Flüssigkeits- und Wärmeverlust.
Wie funktionieren die Matratzen?
Die ForscherInnen um Simon Annaheim haben bei den Säuglingen zuerst die Druckverhältnisse im Liegen ermittelt und dann die Luftmatratze mit Drucksensoren und Mikroprozessor für die elektrische Pumpfunktion entwickelt. Die Matratze ist aus einer Polymermembran ohne Kanten und reduziert den Druck auf Kopf, Schultern und Wirbelsäule um 40 Prozent.
Die Erwachsenen-Matratze erfüllt andere Funktionen: Hier steht auch die Druckentlastung im Vordergrund, aber zusätzlich muss die Liegesituation so sein, dass Durchblutungsstörungen vermieden werden. Bettlägerige Personen sind sehr häufig mit Sauerstoff unterversorgt, wenn das Gewebe immer dieselbe Lage hat.
Das Technologie-Projekt der Empa-Kooperation „ProTex“ arbeitet mit einem hochempfindlichen Sensorsystem aus smarten Textilien und Echtzeit-Datenanalyse. Drucksensitive funktionelle Polymerfasern sind mit lichtleitenden Polymerfasern (POFs) kombiniert. Letztere messen die Sauerstoffversorgung in Liegeposition und leiten eine Risiko-Meldung an das Pflegepersonal ein, sobald Gewebeschäden zu befürchten sind. Dann beginnt der Umlagerungsprozess.
POFs werden im Mikrofluidik-Nassspinnverfahren hergestellt. Die neuartige Technologie ist patentiert und erlaubt eine präzise Steuerung der Polymerkomponenten im Mikrometerbereich. Atmungsaktive Textilsensoren auf der Haut schützen zudem vor Reibung.