Wie lassen sich Amputationen verhindern?

29.07.2024

In Deutschland werden jährlich 60.000 Amputationen der unteren Extremitäten vorgenommen, darunter zwei Drittel wegen diabetischen Folgen. 80 Prozent aller Amputationen wären demnach vermeidbar, wenn spezialisierte Wundzentren die Versorgung von chronischen Wunden rechtzeitig übernehmen würden.

Auf einem Dialogforum des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) „Eine Stunde Wunde“ diskutierten erst wieder kürzlich ExpertInnen zu diesem Thema und regten eine Neubetrachtung des ambulanten und auch stationären Bereiches an sowie die Etablierung von Wundzentren in ländlichen Regionen.

Amputation

Spezielle Leistungserbringer sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Behandlung

Auf jeden Fall müssen PatientInnen mit chronisch nicht heilenden Wunden in den Versorgungsprozess integriert werden, fordert Dr. Siiri Ann Doka von der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe e.V.
Hierfür sind sogenannte „Shared Decision Makings“ ideal, das heißt, Gespräche zwischen PatientInnen und Spezialisten für die Wundversorgung, die auf wichtige Punkte hinweisen und Fragen zur Diagnose, Versorgung, zu Risiken, Schrittabfolge und Verlauf der Erkrankung beantworten.
Spezielle Leistungserbringer im Wundversorgungsprozess sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Behandlung, sodass die Abheilungsquoten steigen und die Amputationsraten sinken. Oftmals ist nur die Vergütung dieser ExpertInnen das Problem und Angebote sind oft noch defizitär. Auch dürfen MedizinerInnen nicht an Wundzentren verweisen und die Betroffenen landen dann in der Chirurgie.

ExpertInnen wie Dr. Doka verweisen deshalb auf sogenannte Disease-Management-Programme für Betroffene, bei denen die Patientin/der Patient eine Quittung erhält, dass ÄrztInnen sich die Wundsituation angesehen haben.

Beim Entlass-Management in Krankenhäusern, also beim Übergang vom stationären zum ambulanten Bereich, entstehen auch Fehler. Hier raten WundmanagerInnen zur Überwindung von Sektorengrenzen, denn Spezialisierung ist immer zielführend in der Wundversorgung. Wichtige Bausteine im System sind Wundzentren, die leider nicht für jeden Patienten erreichbar sind.

Fazit: Eine spezielle Versorgung in der eigenen Häuslichkeit spart in jedem Fall Krankenhausaufenthalte und deren Kosten, zusätzliche Wunddokumentationen und das Klinik-Entlassmanagement.
Eine Vernetzung von SpezialistInnen im stationären und ambulanten Wundversorgungsprozess, zu denen Diabetologen, Gefäßchirurgen, Radiologen, Podologen, Orthopädie-Schumacher und Wundassistenten sowie Ernährungsberater gehören, ist in allen Fällen zielführend und verhindert das Entstehen des Diabetischen Fußsyndroms (DFS) mit allen verheerenden Folgen für die Gesundheit und dient der Prävention von Amputationen.