Kann Sekret afrikanischer Ameisen medizinische Wundheilung einleiten?

25.03.24

Eine deutsch-schweizerische Uni-Kooperation aus Wissenschaftlern der Universitäten in Würzburg (JMU) und Lausanne um Dr. Erik Frank und Prof. Thomas Schmitt, beide JMU, sowie Prof. Laurent Keller von der Universität Lausanne hat gezeigt, dass afrikanische Matabele-Ameisen eine Antibiose einleiten können, wenn Artgenossen im Kampf verletzt wurden und Wunden entzündet sind.
Die südlich der Sahara vorkommenden Ameisen ernähren sich nur von Termiten und werden oft bei der Jagd durch Beißzangen verletzt. Entstehen Wunden ist Lebensgefahr im Verzug. Deshalb gelingt den afrikanischen Matabele-Ameisen die Identifizierung, ob ein verletztes Gewebe mit Erregern infiziert ist. Selbst produzierte Antibiotika der Ameisen kommen dann zum Einsatz.

Das Forscherteam mit Dr. Erik Frank als Initiator der Studie hat chemische Analysen der Ameisen-Antibiotika veranlasst, die noch nicht abgeschlossen sind: Wenn die Wunden von Ameisen infiziert sind, verändert sich das Kohlenwasserstoffprofil der Panzer. Antimikrobiell wirksamen Substanzen und Proteine mit 112 Komponenten sitzen seitlich an der Brust der Metapleuraldrüse der Ameisen, die im Notfall von den Tieren mit den Beinen entnommen werden.

Über die Hälfte der Inhaltsstoffe der Metapleuraldrüse sind dabei antibiotisch wirksam und damit wundheilungsfördernd, sodass sich die Sterblichkeit der im Kampf verletzten Tiere um 90 Prozent senken lässt.

Der primäre Erreger bei Ameisen ist wie bei Menschen auch das gramnegative Stäbchenbakterium mit Namen Pseudomonas aeruginosa. Der Eiter-Erreger wurde schon aus Wunden mit blau-grünem Eiter isoliert.

Die Forschenden unterziehen den Ameisen-Extrakt einer noch genaueren Identifizierung und Analyse, weil sie glauben, dass auch menschliche Hautinfektionen auf die Ameisen-Antibiotika reagieren. Das wäre der Durchbruch in der Antibiotika-Entwicklung von morgen, weil viele derzeit verfügbare Antibiotika gegen mehrere Bakterienstämme Resistenzen ausgebildet haben.

Die Matabele-Ameisen waren wegen ihrer medizinischen Fähigkeiten auch schon Gegenstand in einer Netflix-Naturdokumentation „Life on Our Planet“. In der fünften Staffel „Im Schatten der Giganten“ kann man sehen, wie sie entzündete Wunden versorgen.